Uraufführung im März 1993, in Stuttgart
Adaption  2012 als "Der Libero vom Waldau Stadion"

Judith A. Sägesser, vom 02.05.2012 14:57 Uhr

S-Süd/Degerloch - Paul Gustav Pfefferle ist mies drauf. Die Blauen haben wieder verloren, und wenn die Fußballer von der Waldau nichts zustande bringen, sinkt Pfefferles Laune gen Nullpunkt. In letzter Zeit passiert das dauernd. Der Mannschaft vom SV Nesenbach droht der Abstieg. „Paul kommt stinksauer aus dem Off“, ruft der Regisseur. Dann gehört die Bühne dem Miesepeter. Paul Gustav Pfefferle und Gottfried Schulze, der Vereinspräsident, beratschlagen, wie den Blauen zu helfen wäre. Nicht spielerisch, sondern finanziell. Da bleibt wohl nur eine krumme Nummer, also Pfefferles Spezialität.

Paul Gustav Pfefferle ist ein Hauptdarsteller im Theaterstück

„Der Libero vom Waldaustadion“, einer schwäbischen Komödie mit Musik. Pfefferle hat einst selbst für den SV Nesenbach gekickt, und jetzt bleibt ihm nur noch, deren Pechsträhne zu verfolgen. Fast. Denn dieser Pfefferle tut alles, um den Sportverein zu unterstützen. Wirklich alles. Er überfällt eine Bank und erbeutet 5000 Euro. Damit kommt die Geschichte in Gang.

Schauspieler sind Mitarbeiter einer Rohrreinigungsfirma

„Der Libero vom Waldaustadion“ ist ein ebenso bemerkenswertes wie ungewöhnliches Projekt. Um das Stück auf die Bühne zu bringen, hat sich die Belegschaft einer Degerlocher Rohrreinigungsfirma zum Monokel-Theater zusammengetan und nach Feierabend hinterm Rolltor geübt. Die treibende Kraft ist Volker Auracher. In seinem Leben jenseits vorstopfter Rohre hat er sich Theater und Musical verschrieben. Seit Jahren textet er Theaterstücke. Zwölf Drehbücher liegen in Aurachers Schublade. Über zehn Jahre war er Schauspieler und Drehbuchautor bei den "Rotzböbbela", eine über die Stadtgrenzen von Stuttgart hinaus bekannte Theatertruppe.

Seine Kollegen, die seine Vorliebe kennen, waren der Meinung, dass die Stücke wieder auf die Bühne müssen. Und so macht „Der Libero vom Waldaustadion“ nun den Anfang.

 

Ein bisschen Musical

Volker Auracher ist Autor, Regisseur und Schauspieler in einem. Und der 50-jährige Stuttgarter hat zweifellos in allen Sparten Talent. „Der Libero vom Waldaustadion“ hat verschiedene Erzählstränge, die schlüssig verknüpft sind. Ein bisschen Krimi, ein bisschen Liebe, ein bisschen Verwechslung, und vor allem viel Witz. Das Stück ist fetzig inszeniert – und selbst bei einer Probe in der Halle des Degerlocher Rohrreinigers ohne Kostüme und mit eher improvisierten Requisiten sehenswert.

Die Sprache ist Schwäbisch, doch die Truppe legt Wert darauf, nicht in die Bauerntheater-Ecke geschoben zu werden. Und da gehört sie auch nicht hin. Die Gesangseinlagen zwischendurch verleihen dem „Libero vom Waldaustadion“ etwas Musicalhaftes, und besonders die Sandy-Darstellerin Nicki Erb – im realen Leben Aurachers und im Spiel Pfefferles Tochter – fällt auf mit einer sehr guten Singstimme.

Der SV Nesenbach hat die junge Sandy Pfefferle wider deren Willen geprägt. Ihr Schnuller war blau, der Schulranzen ebenfalls. Und jetzt ist der Vater gegen ihre Liaison mit Justin Häberle – weil der bei den Roten spielt. Wie es bei einer Komödie so ist, wird am Ende alles gut. Doch bis es soweit ist, müssen die Zuschauer mit Sandy,  Emilius, dem schlecht gelaunten Paul Gustav Pefferle und all den anderen Charakteren mitfühlen und bangen.

 

 


Fakten

Zuschauer ca. 8800 (43 Vorstellungen)
Bühnenbild: das Stück spielt in der Wohnung von Karl Gustav Pefferle
Songs: "Einsam alter Ball" (der Fussball am Anfang vom Stück), "Fußball ist der Hit" (Paul), "Lola Blue" (Schulze), "Der Libero vom Nesabach" (Endsemble)

Orginal Inszinierung: Theater der Rotzböbbela
Orginalbesetzung: Dieter Autenrieth (Karl Gustav Pfefferle), Heidi Bockelmann (Gerti Pfefferle)), Uwe Kirschbaum (Trainer Schulze), Gita Haupt (Amalie Pefferle), Volker Auracher (Paul Leitner), Achim Bechtle (Emilius Hopfensack), Dietmar Kortz (Kommisar Scharanski), Monika Nieß (Lola Blue).

Bühnenbild: Peter Nieß, Lichttechnik: Rainer Janson, Spots: Heiko Weniger, Tontechnik: Hansi Goller, , Extra Bauten Uwe Kirschbaum, Produktionsleitung: Siggi Auracher und Peter Nieß, Regie: Volker Auracher.

Alternativ Rollen u.a. in "Der Libero vom Waldau Stadion", Walter Marquardt & Frank Marquardt (Pfefferle), Andrea Schmidt (Amalie), Nicki Auracher (Gerti &Sandy), Tamara Schwarz & Christa Sanches Rubio (Lola Blue), Alen Alicic (Paul), Uli Röser & Tom Schmidt & Manuel Stiller (Kommisar Scharanski), Volker Auracher (Emilius).

 

 

Männerglück

Jeden Morgen wach i uff

Guckt die böes, isch die schlecht druff

Mei Alte isch, an Fledrawisch

Knallt mir dr Kaffee uff dr Tisch

Und jeder der sie näher kennt

Sie nur kurz den Dragoner nennt

Denn ist sie noch so gut getarnt

Jeder sei vor ihr gewarnt

 

Doch heute schlagen wir zurück

Erzwingen unser Männerglück

Ade du blede Kuh

Ade du blede Kuh

Ade......Hi grüßte Schätzle

 

Vor dr Hochzeit warse schee

Heut siehtze aus, als wärse hey

Viel Sexapeal, Verführung pur

Heut hilft net mol a Schlankheitskur

A Figur wie einst a Barbiepupp

Jetzt Erotik wie a Nudelsupp

Mir sen jetzt Kerle ganze Männer

Koine von de Arschnahenger

 

Doch heute schlagen wir zurück

Erzwingen unser Männerglück

Ade du blede Kuh

Ade du blede Kuh

Ade......Hi grüßte Mäusle

 

Schätzle war doch net so gmoint

I ben dei Mo und net dei Feind

Vergesses s war a Späßle halt

Wies unter Männer halt so falt

Ich liebe dich doch, mei Schneckle du

Du warsch net gmoint mit bleder Kuh

Du bisch mei Kleeblatt, bisch mei Glück

 

Und deshalb senn ich mich zurück

Doch heute schlagen wir zurück

Erzwingen unser Männerglück

Ade du blede Kuh

Ade du blede Kuh

Ade......Hi grüßte Schätzle

Ade, oweh

Ade, oweh

......... Hi grüßte Schätzle

 

 

Fußball isch der Hit

 

Ich mach mirs bequem, nen Krimi im Fernsehen

ist das wirklich was du willst

Mit Bierbauch, Doppelkinn, mit Weibern nur im Sinn

jeden Abend in die Kneipe gehen

Tupperparty dann, Sex wohl irgendwann

Morgens ne Fahne im Gesicht

Mittags Kaffeekranz, dann Seniorentanz

nein das ist wirklich nichts für mich

 

Refr.  

Denn älle machet mit, Fußball isch der Hit

wie Liebe, Sex und Leidenschaft

Wie Beckenbauer, Co die große Fußballshow

ist ein Stück vom Lebensglück

 

Wenn ich dann explodier, dein Kochen kritisier

I mecht Mauldascha mit Ei

Willst du einen Motzer, willst nen Sesselfurzer

Täglich die Hölle hier im Haus

Dann jeden Abend Glücksrad, danach a heißes Fußbad

Des hält doch koi Mensch net aus

I will doch garnet viel, will bloß mei Fußballspiel

Des isch älles was i brauch